Alpenüberquerung Sommer 2010

Wie oft hat man schon davon geträumt irgendwann eine Alpenüberquerung mit dem MTB zu machen!

Diesen Traum hatte ich auch schon lange. Ich war vorher schon ein paar Mal in den Bergen zum Biken, mal einen Tag, mal ein Wochenende aber eine ganze Überquerung in einer Woche hatte ich noch nie gemacht. Im Juli 2010 wollte ich nun endlich diesen Traum wahr machen und mit einer Gruppe fahren, die solche Überquerungen schon ein öfters gemacht hatte. Aber wie es so ist im Leben, es kommt meistens anders als man denkt. Die Gruppe fiel kurz vor dem Start auseinander: Der eine konnte beruflich nicht, der andere war verletzt, usw. Da stand ich nun alleine da und musste mir überlegen, was ich jetzt machen sollte: Fahre ich alleine oder warte ich noch ein Jahr? Ich habe dann beschlossen alleine mein Glück zu versuchen, nach dem Motto: „Wer weiß was nächstes Jahr ist?“

Also machte ich mich an die Vorbereitung. Was muss ich an Gepäck mitnehmen und welche Strecke fahre ich? Mein Ziel war der Gardasee. Was die Strecke anging, hatte ich mir mehrere Varianten ausgesucht, da ich mich nicht gut aus kannte. Und über die Berge wollte ich auch nicht alleine fahren, aus Sicherheitsgründen. Ich könnte ja eine Panne haben. Was das Gepäck anging muss man sich ganz schön einschränken. Fünf Kilo sollte man nicht überschreiten, den Rest liefert die EC-Karte unterwegs! Also, ich war startklar und die Reise konnte beginnen. <!–nextpage–>

Am Samstagmorgen ging es los von Wilhelmsdorf ins Montafon. In Schruns hab ich die erste Nacht verbracht. Von dort ging es am nächsten Tag über die Silvretta-Hochalpenstraße Richtung Ischgl. Dort wollte ich zum ersten Mal richtig in die Berge, nach Samnaun und weiter nach Nauders. Vorher war das meiste nur Teerstraße. Tja, aber irgendwie hab ich die Zeit vergessen und bin erst um vier in Ischgl angekommen. Da war es zu spät, über Samnaun, weiter zu fahren. Da ich den Tag aber noch nutzen wollte, um weiter nach Süden zu kommen, fuhr ich weiter über Landeck bis nach Pfunds und übernachtete dort. <!–nextpage–>

Am nächsten Tag ging es Richtung Schweiz nach Sur-En, wo ich die Val d Uina Schlucht hinauf wollte, um endlich mal von der Straße zu sein. Kurz nach Pfunds traf ich fünf Typen: Wolfi, Fritz, Manfred, Jed und Preston, die auch denselben Weg hatten. Nach kurzem Gespräch war klar, dass wir zusammen die Strecke fahren wollten. So ging es dann nach oben und wir waren so um vier an der Sesvennahütte auf ca. 2000 Meter. Da die Hütte noch reichlich Platz hatte, blieben wir über Nacht dort. Abends beim Essen haben wir darüber gesprochen, wer welche Strecke weiterfährt. Da ich keine feste Strecke hatte, meinte Fritz: “Bevor du dich verfährst, bleibst du lieber bei uns.“
Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen, da wir uns gut verstanden.

Am Morgen nach dem Frühstück hatten wir zuerst eine lange Abfahrt über die Val Slingia nach Mals und von da gings weiter nach Santa Maria. Dort führte uns die Strecke weiter über Val Mora und Val Fraele zum Wirtshaus Rifugio Val Fraele, wo wir unsere nächste Nacht verbrachten. Abends hatten wir natürlich immer mächtig Hunger und das war auch an diesem Abend so. Als wir so die Speisekarte lasen, war uns eigentlich nicht so ganz klar was wir essen wollten. Wir fragten den Wirt, ob er uns einen Vorschlag machen könne. Er bot uns die Regionale Küche an. Ich kann nur sagen: Selten haben wir so gut gegessen, und mit ein paar Flaschen Wein war das ein richtig schöner Abend. <!–nextpage–>

Am Morgen starteten wir nach Bocca del Braulio, das liegt unterhalb vom Stilfser Joch, und erreichten dann Bormio. Von dort wählten wir die Richtung Gavia Pass und kletterten den Pass hinauf auf über 2600 Meter. Jed, Preston ( beide aus den USA ) und ich haben im Laufe der Zeit angefangen Bergrennen zu fahren. Leider haben die beiden immer verloren und ich hatte bei ihnen bald den Titel “King Ben“. Nach kurzem Warten auf die anderen setzen wir die Etappe nach Cantoniera del Tonale fort, wo wir die nächste Nacht verbringen wollten. Von Cantoniera del Tonale nahmen wir am nächsten Morgen den Weg zum Rifugio Bozzi auf fast 3000 Meter, anschließend wieder hinunter über die Valle del Monte nach Pelizzanno zum Übernachten.

Der nächste Tag sollte unser letzter gemeinsamer sein. Wolfi hatte schon eine ganze Zeit lang Probleme mit dem Knie gehabt, vermutlich der Meniskus. Schon nach kurzer Zeit stellte sich am nächsten Tag heraus, dass Wolfi nicht mehr konnte. Wir kamen noch bis Madonna di Campiglio, wo dann Schluss war. Fritz hatte unterwegs noch einen Fahrdienst organisiert, der die fünf noch am selben Tag nach Hause brachte. Da noch Platz im Fahrzeug war, konnte ich auch bis Garmisch mitfahren. Hier war nun das Ende unserer gemeinsamen Fahrt über die Alpen. Ich nahm dann am Abend noch den Zug nach Nesselwang und übernachtete dort. <!–nextpage–>

Von Nesselwang waren es noch ungefähr 80 km bis Alberschwende im Bregenzer Wald, wo die Radler der TSG Wilhelmsdorf das Wochenende auf der Hütte verbrachten und die ich dort treffen wollte. Mir war vorher nicht bewusst, dass ich an diesem Tag noch 2500 hm machen würde, weil ich die Strecke über den Hochgrat wählte und dann in Alberschende noch auf den Brüggelekopf musste. Der Brüggelekopf hat mir noch das Letzte abverlangt: Dreimal musste ich absteigen bis das Ziel erreicht war. Aber nach einem schönen Abend und einer geruhsamen Nacht war das alles vergessen.

Am letzten Tag ging es nun wieder mit den anderen übers Allgäu ins heimische Wilhelmsdorf zurück.
In den neun Tagen bin ich ca.800 km und 16000 hm gefahren. Aber das Beeindruckendste waren die Natur und die Menschen, die ich auf der Strecke kennengelernt habe.
Ich werde wohl wieder starten. Benedikt

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